Pressemitteilungen |
· Archiv |
Themen |
Leben ohne Barrieren |
Recht und Politik |
Mitgliedsorganisationen |
Landesverband |
EUTB-Stellen |
Publikationen |
Zum Reinhören |
Downloads |
Termine |
Links |
Ferienhäuser |
Newsletter |
Kontakt & Impressum |
Datenschutz |
YouTube |
LVKM-BW.Blog
|
coding + custom cms © 2002-2024 AD1 media · 1907072 | 66 |
Inklusive Erwachsenenbildung heißt, da lernen, wo andere lernen! | |
| |
Stuttgart, 22.02.2017 – Wer von inklusiver Bildung spricht, meint oft nur Schule. In der Erwachsenenbildung ist Inklusion bislang noch kaum angekommen. Dabei wird lebenslanges Lernen immer wichtiger. Welche Herausforderungen auf dem Weg zu einer inklusiven Erwachsenenbildung gemeistert werden müssen, stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Fachtagung des Volkhochschulverbandes Baden-Württemberg, der Volkshochschule Stuttgart und des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg. Die Tagung wurde unterstützt vom Land Baden-Württemberg im Rahmen der „Impulsförderung Inklusion“. Landesbehindertenbeauftragte Stephanie Aeffner erläutert die notwendigen Rahmenbedingungen für eine inklusive Erwachsenenbildung: „Hinkommen, reinkommen, klarkommen!“
Barrierefreiheit ist eine Voraussetzung für eine inklusive Erwachsenenbildung „Hinkommen, reinkommen, klarkommen!“ - so fasste die Landesbehindertenbeauftragte Stephanie Aeffner die Erwartungen an die Träger der Erwachsenbildung zusammen. Ein zentrales Thema dabei sei die Schaffung von Barrierefreiheit, „die weit mehr ist als nur Aufzug oder Rampe“. Ihr Tipp: Hinweise zur Barrierefreiheit in das Programmheft aufnehmen. Aeffner verwies auf die UN-Behindertenrechtskonvention, die keine „Sonderrechte für Menschen mit Behinderungen enthalte sondern nur die allgemeine Menschenrechtskonvention konkretisiere“. Deshalb seien auch die Träger der Erwachsenenbildung verpflichtet, angemessene Vorkehrungen zu treffen, um allen Menschen den Zugang zu den Bildungsangeboten zu schaffen. Aeffner räumte ein, dass man nicht mit jeder Behinderung jedes Angebot wahrnehmen könnte. Deshalb seinen detaillierte Informationen so wichtig, damit der einzelne Mensch mit Behinderung selbst entscheiden kann, ob das Angebot für ihn geeignet ist oder nicht. Nicht geregelt und somit eine weitere Herausforderung sei die Unterstützung in der Erwachsenenbildung, so Aeffner. „Wer Assistenz zum Besuch eines Volkshochschulkurses benötigt, ist im Einzelfall auf die Finanzierung über die Sozialhilfe angewiesen. Und diese ist abhängig von Einkommen und Vermögen.“ Um in Sachen inklusive Erwachsenenbildung schneller voranzukommen, warb Aeffner für verbindliche Aktionspläne. Dr. Michael Lesky vom Volkshochschulverband Baden-Württemberg erläutert das Selbstverständnis der Volkshochschulen, die Bildung für alle ermöglichen wollen.
Volkshochschulen: Gemeinsam auf dem Weg zur Inklusion „Die meisten Volkshochschulen verfügen nicht über barrierefreie Räumlichkeiten“, stellte Dr. Michael Lesky vom Volkshochschulverband Baden-Württemberg ernüchtert fest. Seine Aussage basiert auf einer Umfrage des diversity-Rates des Volkshochschulverbandes. Das Selbstverständnis der Volkshochschule ist es, allen Menschen den Zugang zu den Angeboten der Erwachsenenbildung zu ermöglichen. Der Fachtag solle daher auch Wege aufzeigen, wie Inklusion im Alltag umgesetzt werden könnte. Sein Appell: „Die Volkshochschulen gewinnt durch eine inklusive Ausrichtung, beispielsweise können mehr Menschen für die Kursangebote gewonnen werden.“ Der Volkshochschulverband werde in den nächsten Monaten eine Handreichung „Gemeinsam auf dem Weg zur Inklusion“ erarbeiten, die konkrete Tipps zur schrittweisen Umsetzung enthalten wird. Katrin Wahner, Inklusionsbeauftragte der Volkshochschule Stuttgart, stellt die aktuellen inklusiven Kursangebote vor. Vom Brezelbackkurs bis zum Italienischkurs ist alles dabei.
„.. da lernen, wo andere lernen!“ Die Fördermöglichkeiten und Voraussetzungen zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen stellte Pia Zinser-Flum vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg vor. Daran konnte Lisa Ott von der Akademie Himmelreich nahtlos anknüpfen. Seit zehn Jahren ist die Akademie in der beruflichen Bildung tätig und qualifiziert Menschen mit Behinderungen für Tätigkeiten in der Gastronomie und Hotellerie. „Chancen durch Vielfalt“ heißt ein neues Projekt, das verstärkt für berufliche Qualifizierungsbausteine mit anerkannten Ausbildungsabschlüssen wirbt. „Das Interesse am gemeinsamen Lernen ist die Motivation bei der Anmeldung zu den Inklusionskursen“, so Katrin Wahner, Inklusionsbeauftragte der Volkshochschule Stuttgart. Seit einigen Jahren bietet die Volkshochschule zusätzlich sog. „Inklusionskurse“ an, die sich durch die geringere Zahl der Kursteilnehmer, zusätzlicher Assistenz und mehr Zeit zum Lernen von den anderen Kursen unterscheiden. „Das Angebot ist breit gefächert: vom Brezelbackkurs bis zum Italienischkurs. Die Nachfrage steigt.“ Für den Erfolg verantwortlich sind eine Reihe von begleitenden Maßnahmen wie die gute Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Behindertenhilfe, regelmäßige Fortbildung in Sachen Inklusion für Mitarbeiter und Dozenten, zentrale Ansprechpartner in Sachen Barrierefreiheit und Anmeldung sowie die Schaffung eines eigenen Assitentenpools. „Inklusion kostet Geld, aber es lohnt sich“, so Wahner. Wie eine Kooperation zwischen einem Träger der Behindertenhilfe und der Volkshochschule konkret aussehen kann, erläuterte Rainer Gemeinhardt vom Behindertenzentrum Stuttgart (bhz) am Beispiel des Kurses „Lesen und Schreiben“. Am Anfang wurde der Kurs in den Räumen des bhz angeboten. Inzwischen findet der Kurs ganz selbstverständlich in den Räumlichkeiten der Volkshochschule statt. „Lernen, da wo andere lernen“, so Gemeinhardt. Von der Bildungspartnerschaft profitieren alle. Auf freiwilliger Basis gibt das bhz den Werkstattbeschäftigten Zuschüsse für die Teilnahme an den Kursen und ermöglicht so die Teilnahme: „Wer lernen will, soll dies tun können. Fortbildung darf nicht am Geld scheitern.“ Über 40 Teilnehmer als dem ganzen Land kamen zum Fachtag „inklusive Erwachsenenbildung“ nach Stuttgart.
„Barrierefreiheit, ausreichend Zeit, Assistenz, Lust am Lernen, kleine Gruppen“ seien die wesentlichen Faktoren für eine inklusive Erwachsenenbildung. Darin waren sich in der Abschlussrunde Teilnehmer mit Behinderung und Dozenten einig. Ulrich Schütze nahm an einem Englischkurs für Anfänger teil, um seinem Ziel, nach Australien zu reisen, näher zu kommen. Monika Schmuck fand bislang noch kein passendes Kursangebot, nutzte aber die Gelegenheit, bei der anschließenden ZUMBA-Party aktiv dabei zu sein. Als regeimäßige Teilnehmerin berichtete Anette Nägele von ihren Erfahrungen. Paola Andreozzi-Jünger unterrichtet italienisch in regulären und in Inklusionskursen. „Die Lust am Lernen“ verbinde Teilnehmer mit und ohne Behinderung. Ähnlich sahen dies auch Sybille Brüggemann, die EDV-Kurse und Smartphonekurse gibt sowie ZUMBA-Trainerin Teresa Pagano. In ihrem Schlusswort wandelte Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg das Mut machende Motto der Stuttgarter Volkshochschule leicht ab: „Wissen trägt Früchte – Inklusion auch!“ Was erwarten Menschen mit Behinderung als Kursteilnehmende und Dozenten von einer inklusiven Erwachsenenbildung? V.l.n.r.: Teresa Pagano (ZUMBA-Trainerin), Paola Andreozzi Jünger (Italienisch-Dozentin), Sybille Brüggemann (EDV-Dozentin, Kursleiterin Smartphone), Moderatorin Jutta Pagel-Steidl (LVKM), Anette Nägele, Monika Schmuck, Ulrich Schütze (Kursteilnehmende mit Behinderung).
| |
zur Druckansicht - >> |