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Familien mit behinderten Kindern fordern mehr Entlastungsangebote

   29. April 2010
 

Stuttgart. Für Kinder und Jugendliche mit schweren Behinderungen und hohem Hilfebedarf fehlen geeignete Betreuungs- und Freizeitangebote. Familien mit behinderten Kindern profitieren derzeit kaum vom Ausbau der „familienfreundlichen Kommunen im Kinderland Baden-Württemberg“. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist noch schwieriger als für andere Familien. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Landesverbandes für Körper- und Mehrfachbehinderte Baden-Württemberg unter Eltern, deren Kinder eine Schule für Körperbehinderte besuchen.

Jede fünfte Familie, deren Kind eine Schule für Körperbehinderte besucht, hat sich an der Umfrage beteiligt, insgesamt 1.059 Familien. „Diese große Resonanz hat uns überrascht. Sie ist zugleich Indiz dafür, wie notwendig Familien mit behinderten Kindern eine Entlastung brauchen und die vorhandenen Betreuungsangebote in den Kommunen nicht oder viel zu wenig die besonderen Bedürfnisse der Familien mit behinderten Kindern berücksichtigen“, erklärte Verbandsgeschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl bei der Vorstellung der Ergebnisse in Stuttgart. „Je höher der Hilfebedarf des Kindes ist, desto schwieriger ist es, ein passendes Angebot zu finden.“ Da die Kinder eine Ganztagesschule besuchen, ist die Betreuung der Kinder an Schultagen gesichert. Völlig anders stellt sich die Situation in den Schulferien dar. „Der reguläre Urlaubsanspruch reicht nicht aus, die Betreuung in den Schulferien in der eigenen Familie abzudecken. Dies stellt vor allem Alleinerziehende und Familien, bei denen beispielsweise die Großeltern nicht kurzfristig als „Babysitter“ einspringen können, vor ein großes Problem.“

In den Sommerferien spitzt sich die Situation zu. Landesweit gibt es etwa 200 Plätze für stationäre Kurzzeitunterbringung. Doch 366 Familien, d.h. etwa jede dritte Familie mit einem schulpflichtigen behinderten Kind haben einen Betreuungsbedarf angemeldet. Viele Eltern wünschen sich mehr verlässliche Tagesbetreuung in den Ferien. So sollten auch behinderte Kinder selbstverständlich in die Ferienprogramme der Vereine und Gemeinden vor Ort teilnehmen können. Doch je höher der Hilfebedarf des einzelnen Kindes ist, desto öfter sind sie von den allgemeinen Kinderbetreuungsangeboten ausgeschlossen. „Inklusion – von Anfang an!“ lautet das Motto des Europäischen Protesttages für Menschen mit Behinderung und verweist auf die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung. „Wo kann besser das Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung gelingen denn beim gemeinsamen Spielen?“ fragen sich viele Eltern.

Der Landesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte fordert daher:

  • Öffnen der Internate der Heimsonderschulen an Wochenenden und in den Schulferien für stationäre Kurzzeitunterbringung.
  • Beim Aufbau und dem Ausbau weiterer Kinderbetreuungsangebote im Rahmen der „Familienfreundlichen Kommune“ verstärkt die besonderen Bedürfnisse der Familien mit schwer mehrfachbehinderten Kindern berücksichtigen (z.B. betriebliche Kinderbetreuungsangebote, Tageseltern, Hort an der Schule, Kernzeitenbetreuung, Kinderferienprogramm).
  • Ein verstärkter Ausbau der inklusiven Betreuungsangebote für Kinder mit und ohne Behinderung im Sinne der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung.
  • Weiterer Ausbau der familienentlastenden Hilfen und Stärkung der Zusammenarbeit der verschiedenen Betreuungsangebote vor Ort.

Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier:
Auswertung der Umfrage zur Entlastung der Familien mit behinderten Kindern 2009 (Stand: März 2010, PDF, 94 KB).


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